Japans Champion

Meister Nocquet : „Man kann die Dinge entweder an der Oberfläche betrachten, oder in die Tiefe eindringen. Wenn ihr eine große Menge an Techniken lernt, habt ihr eine gute Kenntnis über Aikido. Aber diese Kenntnis wird oberflächlich bleiben. Wenn ihr aber wenige Techniken kennt, die ihr aber intensiv übt, eure Kenntnis wird eine tiefere sein.“

Um diesen Satz zu illustrieren, werde ich Euch folgender Geschichte erzählen :

Es war vor langer Zeit. Da gab es einen kleinen Jungen, welcher für Judo schwärmte, doch war er sehr arm. Er hätte gerne bei den japanischen Judomeisterschaften mitgemacht, aber er hatte nicht die Mittel, um die Unterrichtsstunden zu bezahlen. Er sprach also mit einem Meister darüber, der ihm sagte : „ Du magst Judo, du würdest gerne Japans Champion werden, und du kannst dir die Kurse nicht leisten? Na dann geh in den Wald, suche dir einen großen starken Baum aus, presse deine beiden Hände gegen ihn und tritt ihn mit deinem Fuß drei Stunden lang, ohne Pause. Übe so jeden Tag, bis zum Datum der Meisterschaften.“ Dies tat der Junge, mit Entschlossenheit und Eifer, jeden Tag, während sechs Monaten vor den Meisterschaften. Am besagtem Tag, geht der Junge sich zu den japanischen Meisterschaften einschreiben, und stellt sich seinem ersten Wettkampf. Er begrüßt seinen Gegner, nähert sich ihm, greift ihn an beiden Schultern, und versetzt ihm einen unglaublichen Feger mit dem rechten Fuß : de ashi barai. „Ippon!“ schreit der Richter. Erster Kampf in fünf Sekunden gewonnen. Unser kleiner Junge stellt sich seinem zweiten Kampf, welcher genau so abläuft und von Kampf zu Kampf kommt er ins Finale, welches er nach Ippon gewinnt, mit Anwendung der einzigen Technik, die er kannte : de ashi barai.

Das was der Junge getan hat kann uns als Beispiel dienen. Er hatte die perfekte Einstellung eines guten Übenden. Erstens hat er totales Vertrauen gegenüber seinem Lehrer gezeigt, ohne an seinem Wort zu zweifeln, dann hat er bedenkenlos geübt, ohne zu reden, ohne zu denken, mit Beständigkeit und Willen. Und Tag Für Tag, ist die Technik in ihn eingedrungen.

Dies erinnert mich an einer andere Geschichte, ein bisschen weniger nobel, aber über dasselbe Thema. Während meiner Anfänge im Aikido, auf dem Lehrgang in La Baule, gab es zwei unzertrennliche Komplizen, L. und J.F., welche jeden Abend in die Disco gingen, um bei einer Keilerei ihr Aikido zu testen suchten. Und sie wendeten unveränderbar die selbe Technik an :  J.F. Iriminage und L. Koshi nage. Ich stimme mit euch vollkommen überein, dass hinsichtlich der Geisteshaltung kann man einiges über diese Anekdote sagen. Davon abgesehen, unsere beiden Kameraden waren zwei reizende Jungen, Lebemänner und nicht traurig!