Reflexion über das Randori

Man müsste sich über den Sinn des Wortes einig sein… Für Meister Nocquet war das Randori eine praktische Umsetzung unserer Kenntnisse, in einer Situation, welche sich so gut möglich einem Angriff auf der Straße annähert. Mir ihm verteidige ich laut und deutlich, dass Aikido vor allem eine Geisteseinstellung ist, dass es eine Kunst ist den Frieden und die Liebe in dieser Welt zu entfalten und zu verbreiten. Aber mit ihm beteuere ich ebenfalls, dass Aikido nicht von der Realität abgeschnitten sein darf. Und die Realität ist, sich einem reellen Angriff gegenüber stellen zu können. Diese zwei Aspekte sind keinesfalls widersprüchlich und ich erinnere die eventuellen Kriegstreiber daran, dass man sich sehr wohl verteidigen kann und die Prinzipien der Gewaltlosigkeit des Aikido wahren kann. Dies ist übrigens, was die Besonderheit und den Charme unserer Disziplin ausmacht. Ein Aikidoka ist kein Krieger.

Wenn ich anschaue, was auf den Matten geübt wird, gibt es zwei Dinge, die ich nicht verstehen kann.

Das Erste ist, dass sehr oft das Üben des Randori mit einem vorgeschriebenen Angriff praktiziert wird. Dies ist darüber hinaus, was in den üblichen Prüfungen geschieht : man verlangt zum Beispiel ein Randori mit dem Angriff Shomen. Wird man auf der Straße den Angreifer fragen können, uns so anzugreifen, wie es uns genehm ist? Die Angriffe auferlegen ergibt keinen Sinn und verfälscht völlig das Randori. Genau hier ist erkennbar, was das Randori vom Üben der Techniken unterscheidet. Die Ziele sind vollkommen unterschiedlich beim üben der Techniken und bei der Arbeit des Randori. In einem Randori weiß man nicht, wie der Uke angreifen wird, man muss also den Überraschungseffekt managen, unsere Anpassungsfähigkeiten schärfen. Haben Sie auch bemerkt, dass das Üben des Randori mehr Stress erzeugt, als das Lernen der Techniken? Das Randori ist auch eine Übung unserer Kontrolle unserer geistigen Verfassung und unserer Emotionen. Das Vorschreiben von Angriffen reduziert das Randori zu einer Technikübung ohne Geschmack.

Das Zweite ist, dass man in einigen Vereinen das Üben des Randori erst ab dem ersten Dan beginnt… Und ein Wort, wehe dem Grüngurt, der auf der Straße angegriffen wird. Ohne von dem Vergnügen zu sprechen, welches man den Kyu-Graden vorenthält, wenn man ihnen das Üben des Randori verbietet. Das Argument ist, dass die Anfänger nicht das nötige technische Knowhow besitzen. Zugegeben, dennoch muss man es ermöglichen, dass so schnell wie möglich erlaubt wird, sich effektiv zu verteidigen. Und es ist stark nützlich, dass man in fünf Minuten lernen kann, was eine Ausweichbewegung ist. Ganz einfach nicht in der Angriffslinie bleiben : einen Schritt zur Seite machen. Das ist, was ich von den Anfängern im Verein erwarte. Ich setze meine Ehre daran, dass alle meine Schüler das Randori von Anfang an entdecken können. Ich teile ihnen einen Schwarzgurt zu, welcher sich und seinen Angriff an ihr Niveau anzupassen weiß. Beschleunigen wenn Tori behaglich ist, oder verlangsamen, wenn er/sie Schwierigkeiten hat. Und alles verläuft gut. Übrigens ist es nicht rar, sie zu beobachten, wie sie eine im Unterricht erörterte Technik anwenden. Das einzige, was ich von ihnen Verlange ist, keinen Hebel am Ende des Randori anzuwenden, denn hier ist ein technisches Knowhow erforderlich.

Alle Unterrichtseinheiten von Meiser Nocquet wurden unabänderlich mit einem Randori beendet. Der Unterricht dieses Meisters war unglaublich komplett. Er hat Aikido in seiner Globalität behandelt, von der hohen Spiritualität, der Präzision und der fließenden Technik, bis zur Übung von realitätsnahen Situationen. Zur Erinnerung rufe ich Ihnen Ins Gedächtnis, dass er zu seiner Zeit Lehrgänge zur Selbstverteidigung an die GIGN Gruppen und die Eliteeinheiten zur Bekämpfung des Terrorismus erteilt hat.

Zum Abschluss kann man sagen, dass das Randori eine untrennbare Ergänzung der Technikstudie ist. Es ist für diese Studie, was die Praxis für die Theorie ist. Und dazu erlaubt es die Studie des Aikido, welche man nicht durch das Lernen der Techniken allein erlangen kann.